Das Königreich Böhmen; statistisch-topographisch dargestellt von Johann Gottfried Sommer. Bunzlauer Kreis.

Allodial-Herrschaft Gabel, sammt den Gütern Laden und Walten.

[Von Franz Xaver Maximilian Zippe.]

Der gegenwärtige Besitzer dieser Herrschaft und der damit vereinigten Güter ist der k.k. Kämmerer Franz Joseph Graf von Pachta, Freiherr von Rayhofen, welcher sie von seinem Großvater, dem Grafen Franz Joseph von Pachta, Oberstlandrichter im Königreiche Böhmen, ererbte. Die ältesten bekannten Besitzer von Gabel waren die Herren von Berka, welche als solche schon im XIII. Jahrhundert vorkommen. Gegen die Mitte des XIV. Jahrhunderts kam die Herrschaft an die Herren von Lämberg und Zwieřetitz, fiel aber zu Ende des 14. Jahrhunderts abermals den Herren von Berka zu, welche dann ununterbrochen Eigenthümer derselben blieben, bis auf den letzten Sprossen dieses mächtigen und berühmte böhmischen Herrengeschlechtes, den Grafen Franz Anton von Berka, der 1706 in Wien starb und in der Dominikanerkirche zu Gabel, in der Familiengruft, beigesetzt wurde. Nach dessen Tode erhielt diese Herrschaft Franz Anton, Graf von Rostitz, welcher sie 1708 der Schwester des verstorbenen Grafen von Berka, Franziska Rosalia Beatrix Gräfinn von Kinsky um 180.000 Gulden verkaufte; diese starb 1714, und vererbte die Herrschaft an den Grafen Albrecht von Wrbna und Freudenthal, welcher sie 1718 an den Grafen Johann Joachim von Pachta um 182.000 Gulden verkaufte; seit jener Zeit ist sie Eigenthum dieser gräflichen Familie geblieben. Das Gut Laden gehörte dem Dominikanerkloster zu Gabel, nach dessen Aufhebung es durch Ankauf 1789 mit der Herrschaft Gabel vereinigt wurde; das Gut Walten aber wurde schon im Jahre 1719 erkauft und mit der Herrschaft vereinigt.
(Siehe Landtäfliches Hauptbuch und zwar Herrschaft Gabel und Walten: Litt. G. Tom. I. Fol. 1. und Gut Laden Litt. C. Tom. I. Fol. 21.)

Die Gränzen sind, gegen Westen die Herrschaften Bürgstein und Reichstadt, gegen Norden die letztgenannte und das Königreich Sachsen, gegen Osten die Herrschaften Grafenstein und Lämberg, und gegen Süden die Herrschaften Niemes und Wartenberg. Der Flächeninhalt beträgt beiläufig 1 Quadrat Meile.

Die nutzbare Bodenfläche betrug nach dem Katatral-Zergliederungssummarium vom Jahr 1832:

I. Gut Gabel mit Walten.

Dominicale.Rusticale.Zusammen.
Joch.Quadrat Klafter.Joch.Quadrat Klafter.Joch.Quadrat Klafter.
Ackerbare Felder9001.1622.2341883.1341.350
Trischfelder768115931.020670231
Wiesen3566287895801.1651.208
Gärten81.037--81.037
Teiche mit Wiesen verglichen137729--137729
Hutweiden etc.271.506267660295566
Waldungen2.7841.1447504423.5341.586
Ueberhaupt4.2926174.6341.2908.947307

II. Gut Laben

Dominicale.Rusticale.Zusammen.
Joch.Quadrat Klafter.Joch.Quadrat Klafter.Joch.Quadrat Klafter.
Ackerbare Felder63507--63507
Wiesen19571--19571
Hutweiden etc.21.492--21.492
Waldungen11640--11640
Ueberhaupt9710--9710
Hiezu Gabel4.2926174.6341.2908.947307
Im Ganzen4.3896274.6341.2909.044317

Der Bezirk der Herrschaft ist bergig, ohne jedoch ein zusammenhangendes Gebirge zu bilden; der höchste Berg ist der Hochwald unter 50° 49‘ 27,5“ nördlicher Breite und 32° 23‘ 27“ östlicher Länge nach David, und nach von Gersdorf 393 Wiener Klafter über die Nordsee erhoben; über ihn geht die Gränze mit Sachsen und mit der Herrschaft Reichstadt, und sein Gipfel mit dem östlichen, südlichen und zum Theile westlichen Abhange gehört hieher. Der Falkenberg, nächst diesem der höchste Berg der Herrschaft, der Hutberg, der Tolzberg: 50° 43‘ 40“ nördlicher Breite und 32° 24‘ 32,6“ östlicher Länge, an der südlichen Gränze der Herrschaft, und mit seinem südlichen Abhange zur Herrschaft Wartenberg gehörend, sind viel niedriger, als der Hochwald, und bestehen aus Basalt, welcher sich hier in diesen einzelnen Bergen und in mehren Hügeln aus dem Quadersandsteine erhebt, der hier die herrschende Felsart bildet. Der Hochwald hat Klingstein zu seiner Felsart, und an seinem nördlichen Fuße, der aber schon nach Sachsen gehört, ist das berühmte groteske Sandsteingebirge von Oybin, welches sich auch am östlichen und südlichen Gehänge mit seinen malereischen Formen fortzieht.

Von Gewässern ist hier bloß der Jungfernbach zu bemerken, welcher aus kleinen Waldflüßchen, die am Hochwalde und am Falkenberge entspringen, sich bildet, bei Gabel den von der Herrschaft Lämberg kommenden Markersdorfer-Bach aufnimmt, und südlich nach Niemes der Pulsnitz zufließt. Teiche sind eine bedeutende Anzahl, jedoch sämmtlich, bis auf den Mühlteich bei Gabel, unbedeutend. Die Bäche führen Forellen, und in den Teichen werden Karpfen gezogen.

Der Waldbestand der Herrschaft, 3.535 Joch im Ausmaße, ist meist Fichten und Tannen, nebst wenigen Buchen und Birken; die Waldungen befinden sich hauptsächlich am Hochwalde und am Falkenberge; im südlichen Theile sind sie mehr zerstreut; das geschlagene Holz wird auf der Herrschaft selbst verbraucht.

Der Grund und Boden ist größtentheils mittelmäßig fruchtbar, zum Theile lettenartig, mit Sand vermischt, zum Theile sandig und auch steinig; er lohnt zum Theile nur kärglich; man baut Korn, Gerste, Flachs, Hafer und Erdäpfel, als hauptsächlichste Erzeugnisse; Obstbau findet sich wenig. Rindviehzucht wird, wie überall in den Gebirgsgegenden, als vorzüglichste Stütze des Landmannes und des Kleinhäuslers betrieben; die Obrigkeit hat auch Schäfereien; auch treibt man etwas Bienenzucht.

Den Viehstand am 30. April 1833 zeigt folgende Uebersicht:

der Obrigkeit.der Unterthanen.Zusammen.
Pferde4 (Alte)201 (200 Alte, 1 Fohlen)205
Rindvieh136 (5 Zuchtstiere, 2 junge Stiere, 100 Kühe, 15 Kalbinnen, 10 Zugochsen, 4 junge Ochsen)1.314 (6 Zuchtstiere, 6 junge Stiere, 1.027 Kühe, 194 Kalbinnen, 67 Zugochsen, 14 junge Ochsen)1.450
Schafe1.005 (765 Alte, 240 Lämmer)-1.005

Etwas Hochwild und Rehwild findet sich am Hochwalde; es wird aber nicht gehegt; auch die niedere Jagd auf Hasen und Rebhühner ist unbedeutend.

Nebst Ackerbau und Viehzucht sind Weberei und Spinnerei die vorzüglichsten Nahrungsquellen der Einwohner, und der Gewerbsstand ist bedeutend, wie die folgende Uebersicht zeigt. Es sind auf der Herrschaft, mit Ausnahmen der Stadt Gabel, von welcher der Gewerbsstand besonders angegeben wird, 6 Bäcker, 7 Fleischer, 6 Hufschmiedte, 15 Schuhmacher, 14 Schneider, 1 Tischler, 1 Maurer, 3 Zimmerleute, 2 Faßbinder, 1 Glaser, 3 Wagner, 1 Spinnzeugmacher, 283 Baumwollenzeugweber, 33 Leinweber, 7 Leinwand- und Garnbleicher, 1 Seiler, 1 Strumpfstricker, 128 Flachsspinner, 1 Schwarzfärber, 1 Messerschmiedt, 1 Baumwollspinnerei mit 28 Arbeitern, und ein Commerzialfuhrmann; mit Innbegriff der Hilfsarbeiter überhaupt 612 Personen, die von Gewerben leben. Die Gesammtzahl der Einwohner ist 7.561, welche in einer Stadt, 2 Vorstädten und 15 Dörfern, zusammen in 1.228 Häusern wohnen; sie sprechen bloß Teutsch und sind durchaus Katholiken. Die Bevölkerung ist seit dem Jahr 1788 um 2.382 Personen gewachsen, und die Zahl der Häuser hat sich um 251 vermehrt.

Das Sanitäts-Personale besteht in 2 Wundärzten (in Gabel), 6 Hebammen (3 in Gabel, die übrigen in Postrum, Walten und Hermsdorf), und 1 Apotheker (in Gabel).

Das Armeninstitut der Herrschaft besitzt ein Kapital von 2.213 Gulden 16¾ Kreuzer W. W.; es ist jedoch noch nicht geregelt.

Die von Prag über Jungbunzlau, nach Zittau in Sachsen, führende Post- und Commerzial-Hauptstraße, durchschneidet die Herrschaft und die Stadt Gabel, von wo aus auch eine fahrbare Landstraße nach Böhmisch-Leipa geht.

Die einzelnen Ortschaften sind:

1. Gabel, (böhmisch Gablon, Jablona), mit Mauern umgebene Municipalstadt, zerfällt in die eigentliche Stadt und in die beiden Vorstädte, die obere und untere, welche für sich conscribirt werden. Die Stadt hat 177 Häuser mit 1.011 Eeinwohnern, die obere Vorstadt hat 68 Häuser mit 399 Einwohnern, die untere Vorstadt 126 Häuser mit 725 Einwohnern, zusammen 371 Häuser mit 2.135 Einwohnern. Die Stadt liegt 5 Meilen nordnordwestlich von der Kreisstadt, 1 Stunde von der Landesgränze und 2 Meilen von der sächsischen Stadt Zittau entfernt, in einer angenehmen Gegend, in der Nähe von Hügeln, und in einiger Entfernung von den Bergen Falkenberg, Hochwald, Hutberg, Limberg, Tolzberg und den Ausläufern des Jeschkengebirges umgeben. Hier ist die schöne Kirche zum heiligen Laurentius, welche zu den 1784 aufgehobenen Dominikaner-Kloster gehörte; nachdem aber 1788 die Pfarrkirche zu Mariä Geburt abbrannte, wurde sie zur Pfarrkirche, und ein Theil des aufgehobenen Klosters zur Pfarre und Schule bestimmt; beide stehen unter herrschaftlichem Patronate. Die Stadt hat ihren eigenen Magistrat, aus 1 Bürgermeister und 1 geprüften Rathe bestehend; und was die Seelsorge und das Schulwesen betrifft: 1 Pfarrer mit 3 Cooperatoren, 1 Schule, bestehend aus 2 Klassen, und besitzt 1 Rathhaus, 1 Herrnhaus, 1 Bräuhaus auf 20 Faß, 1 Gemeindewaldung von 61 Joch 142 Quadrat-Klafter und das Dorf Waldau; von den Häusern sind in der Stadt 4 zur Herrschaft und 2 zum Gut Laden gehörig; in der obern Vorstadt gehört 1 Haus zur Herrschaft und 7 (die sogenannte Rinnegasse) zum Gut Laden; in der unteren Vorstadt gehören 11 Häuser zur Herrschaft, auch befindet sich hier 1 herrschaftlicher Maierhof mit 1 Schäferei, 4 Mühlen und 1 Brettsäge. Die Einwohner betreiben etwas Ackerbau und Viehzucht, nähren sich aber größtentheils von Gewerben und Handel. Nach dem Katastral-Zergliederungssummarium vom Jahr 1832 betrug die nutzbare Oberfläche der städtischen Gründe:

Dominicale.Rusticale.Zusammen.
Joch.Quadrat Klafter.Joch.Quadrat Klafter.Joch.Quadrat Klafter.
Ackerbare Felder684602877383551.198
Trischfelder--25342534
Wiesen9192661.4447636
Hutweiden21748716328911
Waldungen61142181.011791.153
Ueberhaupt1591.542405190565132

An landwirthschaftlichen Hausthieren besaßen die Bürger am 30. April 1833: 25 Pferde (Alte) und 171 Stück Rindvieh (149 Kühe und 22 Kalbinnen). Den Gewerbsstand zeigt folgende Uebersicht. Von zünftigen Polizeigewerben sind hier 12 Bäcker, 1 Bräuer, 3 Faßbinder, 12 Fleischhauer, 1 Glaser, 4 Hufschmiedte, 2 Lebzelter, 4 Müller, 2 Rauchfangkehrer, 26 Schuhmacher, 15 Schneider, 8 Tischler, 1 Ziegeldecker, zusammen 90 Meister mit 37 Gesellen und 21 Lehrlingen. Von unzünftigen: 1 Barbierer, 10 Bier- und Branntweinschänker, 6 Gastwirthe, 6 Griesler, 5 Höckler, 1 Holzhändler, 10 Musikanten, 4 Obsthändler, 3 Putzmacherinnen, 2 Weinschänker und 1 Zuckerbäcker, zusammen 49 Personen. Von zünftigen Commerzialgewerben sind hier: 1 Buchbinder, 1 Büchsenmacher, 2 Drechsler, 1 Feilenhauer, 3 Handschuhmacher, 1 Kammmacher, 3 Kürschner, 3 Lohgärber, 1 Nagelschmiedt, 1 Messerschmiedt, 2 Riemer, 3 Seiler, 2 Sattler, 7 Schlosser, 7 Strumpfwirker, 1 Spengler, 4 Tuchmacher, 1 Tuchscheerer, 2 Uhrmacher, 2 Wachszieher, 3 Weißgärber, 3 Wagner, zusammen 54 Meister mit 13 Gesellen und 10 Lehrlingen. Freie Gewerbe betreiben 1 Bildhauer, 80 Flachs- und Schafwollenspinnger, 3 Baumwollenspinner mit Maschinen und 30 Gehilfen, 105 Weber mit 63 Gehilfen, 5 Blattbinder, 4 Seifensieder und 1 Leinwanddrucker. - Das Sanitätspersonale besteht aus 2 Wundärzten, 3 Hebannen und 1 Apotheker. Handel treiben 4 mit gemischten Waaren, 6 Krämer und 8 Märkte beziehende Handelsleute. Die Stadt besitzt das Privilegium auf 4 Jahrmärkte, 2 Wollmärkte am 8. Mai und 4. Oktober, jeden Montag Leinwand-, Garn- und Flachsmärkte, dann Montags und Freitags Getraidemärkte, endlich auch auf Roßmärkte, welche jeden Montag in der Fasten, den Montag nach Johann Baptist und nach Kreuzerhöhung, von welchen aber nur die 4 Jahrmärkte und der Wochenmarkt am Montage gehalten werden. Die Jahrmärkte sind stark besucht, und es werden in 160 Buden und Ständen von inländischen Verkäufern Tuch, Leinwand und andere Schnittwaaren, Strumpfwirkerwaaren, Hüte, Schuhmacherwaaren, Leder-, Klämpner- und Geschmeidewaaren, Drechsler- und Tischlerwaaren, dann Glas- und Töpferwaaren feilgeboten. Auf den Getraide-Wochenmärkten versorgt sich ein großer Theil der benachbarten Gebirgsgegend mit Getraide und andern Viktualien, welche hauptsächlich von den Dominien Niemes, Weißwasser, Münchengrätz und Kosmanos dahin gebracht werden. Von Wohlthätigkeits-Anstalten ist hier ein Spital nebst einer St. Wolfgangs-Kapelle, mit einem Vermögen von 19.435 Gulden 16½ Kreuzer W. W., in welchem 18 Pfründler mit Wohnung, Kleidung und täglichen Geldportionen betheilt werden. Das Armen-Institut wurde 1825 neu eröffnet, indem das früher schon seit langer Zeit bestandene durch den Brand der Stadt eingegangen war; es besitzt ein jährliches Einkommen von 1.109 Gulden 55½ Kreuzer W. W., von den Interessen des Stammkapitals von 1.725 Gulden 11¼ Kreuzer W. W. und sehr nahmhaften jährlichen Beiträgen hiesiger Wohltäter, und unterstützt 28 Hilfsbedürftige. In Gabel ist eine Poststazion und ein Postamt (es sind von hier 1½ Station nach Hühnerwasser, und 1 Station nach Zittau), so wie ein k.k. Commercialwaaren-Stempelamt. – Die Stadt Gabel ist alten Ursprungs und hat mancherlei Schicksale erlitten, welche zum Theil durch ihre Lage unfern der Gränze, an einem wichtigen Passe nach Sachsen, herbeigeführt wurden; sie galt in frühern Zeiten als ein fester Punkt zur Vertheidigung dieses Passes, und zeigt noch die Ueberreste ihrer alten Befestigung. Ihre Entstehung als Stadt verdankt sie der seligen Přibislawa, der Schwester des heiligen Wenzel, welche hier zur Welt gekommen, nach der Zeit an die Herren von Gablon verehelicht gewesen seyn und das vorherige Dorf Gablon mit Mauern umgeben haben soll. Sie errichtete am Berge Krutina ein Bethaus, bei welchem sie nach vollendetem frommen Lebenswandel begraben wurde, und welches nach ihrem Tode von frommen Christen häufig besucht, und vom Wladiken Chotislaus in eine Kirche umgestaltet wurde. Ihr Leichnam wurde 1367 auf Veranstaltung Kaiser Karls IV. erhoben, und vor der St. Wenzelskapelle in der Domkirche zu Prag beigesetzt. Im XIII. Jahrhundert finden wir das mächtige Geschlecht der Berka im Besitze der Stadt und Herrschaft Gabel, und 1260 stifteten Jaroslaw von Berka und dessen Gemahlinn Zdislawa das (nunmehr aufgehobene) Dominikaner-Kloster. Im Jahr 1419 überfiel Žižka die Stadt, ließ sie plündern, und befahl die Dominikaner zu ermorden; 1466 bekriegte Heinrich Berka von Duba, Herr von Gabel, und sein Sohn Jaroslaw mit seinen Verbündeten, Zarda von Utzke, Felix von Skal und Beness von Micheslberg (Michalowic) die Gegend von Zittau, worauf 1468 die Zittauer die Stadt Gabel, wiewohl vergeblich, belagerten (siehe Karpzow). Die Stadt war nach der Reformation zum Protestantismus übergetreten, und verharrte bei demselben bis 1623, wo der letzte lutherische Prediger, Georg Roscher, die Kirche den Katholiken einräumen mußte. Im 30jährigen Kriege wurde die Stadt und Gegend mehrmals sehr hart mitgenommen; sie erholte sich nur langsam. Die im Jahr 1686 wüthende Pest beraubte sie der Hälfte ihrer Einwohner; zum Andenken und zur Danksagung wegen Befreiung von derselben wurde die auf dem Marktplatze befindliche Statue des triumphfirenden Jesus errichtet. Im 7jährigen Kriege hatte sie abermals viel zu leiden, im Jahr 1757 ward sie von den Preußen besetzt, und von den kaiserlichen Truppen am 15. Juli beschossen, und der preußische General Pottkammer sammt seinem Corps gefangen genommen. Im bairischen Erbfolgekriege war sie vom 2. August bis 12. September 1778 von den Preußen besetzt. Im Jahr 1788 brach am 11. Mai Nachmittags eine verheerende Flamme aus, durch welche die Stadt sammt den Kirchen, dem Raht- und Bräuhause und dem Schulgebäude im Rauche aufgingen; nur durch die äußerste Anstrengung wurden die beiden Vorstädte gerettet; dabei haben sich die zur Rettung mit ihren Löschgeräthschaften herbeigeeilten Bürgen von Zittau ein bleibendes Andenken in dem Herzen der Einwohner erworben, indem hauptsächlich diesen die Rettung der oberen Vorstadt zu danken war. Im Jahr 1809 hatte der Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig eine Zeitlang vor seinem denkwürdigen Zuge durch Nordteutschland sein Hauptquartier hier, und im ewig denkwürdigen Jahr 1813 wurde Gabel von dem polnischen Armeekorps des Fürsten Poniatowsky besetzt, und Kaiser Napoleon war am 19. August in Person hier, kam jedoch, wie bekannt, in Böhmen nicht weiter vorwärts, und die verlorenen Schlachten an der Katzbach und bei Kulm befreiten die Stadt und die Gegend von diesen Gästen. Zu Ende Septembers und Anfang Oktobers desselben Jahres hatte die Stadt viel durch die Durchmärsche der kaiserlich russischen Armeekorps zu tragen; bei dieser Gelegenheit zeichnete sich das hiesige bürgerliche Schützencorps aus, welches Gensdarmerie-Dienste verrichtete. Dieses Schützencorps ist eines der ältesten in Böhmen, denn es wird seiner schon in einer ihm gewährten Privilegiums-Urkunde vom Jahr 1577 als alt gedacht; es stellte im Jahr 1799 aus eignen Mitteln 10 Mann, völlig armirt, und 1805 abermals 3 Mann zur Vertheidigung des Vaterlandes, und hat eine eigene Wohlthätigkeitskasse für arme Mitbrüder, welche ein Kapital von 2.000 Gulden besitzt. Das Wappen der Stadt Gabel hat in einem runden Schilde drei rothe Thürme mit einem Schließgitter und offenen Thore, darin eine Gabel. - Zur Stadt Gabel wird conscribirt das obrigkeitliche Schloß Neu-Falkenburg; es liegt einige hundert Schritte westlich von der Stadt am großen Mühlteiche, und ist eigentlich der Sitz der Herrschaftsbesitzer; gegenwärtig befindet sich nicht weit davon eine Baumwollenspinnerei; die Gegend um das Schloß ist durch Gartenanlagen und Alleen verschönert; dann die ¼ Stunde nördlich von Gabel befindliche Tuchwalke. - Der Stadtgemeinde gehört:

2. das Dorf Waldau (oder Birkenhain), ½ Stund östlich von der Stadt, hat 17 Häuser mit 103 Einwohnern, und ist nach Gabel eingepfarrt.

Die übrigen Orte der Herrschaft sind:

3. Böhmischdorf, südlich von Gabel, an die untere Vorstadt anstoßend, an der Hauptstraße, hat 59 Häuser mit 363 Einwohnern, ist nach Gabel eingepfarrt, so wie

4. Franzensdorf, ¼ Stunde südlich von Gabel, an das vorige anstoßend, gleichfalls an der Hauptstraße, hat 3 Häuser mit 20 Einwohnern.

5. Felden, Dorf von 10 Häusern mit 51 Einwohnern, liegt ¾ Stunde südöstlich von der Stadt, in einiger Entfernung davon ist der herrschaftliche Maierhof Neuhof, und einige Teiche. Der hiesige Maierhof ist zeitlich verpachtet.

6. Postrum, Dorf, ¾ Stunde südlich von Gabel, an der Hauptstraße, hat 112 Häuser mit 746 Einwohnern, hier ist 1 Schule und eine öffentliche Kapelle, in der vier Mal Gottesdienst gehalten wird. Ferner ist hier eine Bleiche. Viele Einwohner nähren sich von Weberei und Spinnerei; der Ort ist wie der vorige nach Gabel eingepfarrt.

7. Tölzeldorf, ¾ Stunde südlich von Gabel, am Fuße des Tolzberges, hat 33 Häuser mit 209 Einwohnern, und ist nach Brims, (Herrschaft Wartenberg) eingepfarrt; hier ist 1 Schäferei und 1 Bleiche; es wird hier hauptsächlich viel Sackleinwand verfertigt.

8. Tolzbach, Dorf von 10 Häusern mit 66 Einwohnern, 1 Stunde südsüdwestlich von Gabel, am Fuße des Tolzberges, ist gleichfalls nach Brims eingepfarrt, hier ist ein, zur Herrschaft Wartenberg gehörender Maierhof. In der Nähe liegt der unbedeutende Kapellenberg.

9. Rosenthal, Dorf von 24 Häusern mit 123 Einwohnern, ¾ Stunde südwestlich von Gabel, auf einer Niederung längs dem sogenannten Rosenhügel, ist ebenfalls nach Brims eingepfarrt; in der Nähe ist der unbedeutende Sandberg und einige Teiche; die hiesigen Weber verfertigen Manschester, Leinwand, Barchet und Leinendamast.

10. Schneckendorf, 1½ Stunden südwestlich von der Stadt, zwischen den herrschaftlich Wartenberger Dörfern Brims und Grünau, am Jungfernbache, hat 42 Häuser mit 253 Einwohnern, und ist nach Brims eingepfarrt. Hier sind 3 Garn- und Landwandbleichen; der vormalige hiesige Maierhof war laut Brimser Kirchenmartik von 1592, ein Edelsitz, welcher dem Herrn von Schwendi gehörte; er kam käuflich an die Herrschaft Gabel und wurde 1788 emphyteutisirt; auf seinen Gründen entstand das Dorf

11. Joachimsdorf, von Grafen Joachim Pachta 1788 erbaut, hat 45 Häuser mit 240 Einwohnern, liegt am Fuße des Tolzberges, 1½ Stunden südlich von Gabel und ist nach Brims eingepfarrt. Hier ist 1 Mühle, eine Bleiche, und 1 Bad, welches für gichtartige Uebel von den Bewohnern der Gegend gebraucht wird, und zu Schneckendorf gehört.

12. Walten, Dorf, ½ Stunde südwestlich von Gabel hat 53 Häuser mit 322 Einwohnern, ist nach Gabel eingepfarrt. Hier ist 1 herrschaftliches Schloß, 2 Maierhöfe, Groß-Walten und Klein-Walten genannt, 1 herrschaftliches Bräuhaus auf 16 Faß, 1 Branntweinbrennerei, 1 schöne Kapelle, 1 Schule, 1 Bleiche, 3 Mühlen und 1 Brettsäge. Zu dem früher für sich bestehenden Gute Walten, welches im 16. Jahrhunderte dem Herrn von Tölzel gehörte, waren auch die Ortschaften Tölzeldorf und Tolzbach und ein Theil von Postrum gehörig.

13. Hermsdorf, 1 Stunde nordnordwestlich von Gabel, hat 230 Häuser mit 1.476 Einwohnern, 1 Schule, und ist nach Gabel eingepfarrt. Das Dorf ist über ½ Stunde lang, liegt längs dem Jungfernbache in einem Thale, zwischen dem Falkenberge, Steinberge, Hutberge, Limberge und Langen Berge; die Einwohner nähren sich meist von Spinnerei und Weberei; auch ist hier 1 Bleiche, 5 Mühlen und 2 Brettsägen.

14. Großhirndorf, ¾ Stunde nördlich von Gabel, am Fuße des Hutberges, hat 76 Häuser mit 472 Einwohnern, 1 Schule, ist ebenfalls nach Gabel eingepfarrt, auch hier gibt es viele Weber, 1 Bleiche und 1 Mühle.

15. Petersdorf, 1 Stunde nördlich von Gabel im Thale zwischen dem Falkenberge und dem zur Herrschaft Grafenstein gehörigen Punzelberge, unfern der Gränze von Sachsen, an der Hauptstraße nach Zittau, hat 120 Häuser mit 817 Einwohnern, 1 Filialkirche und 1 Schule, und ist nach Gabel eingepfarrt; die Einwohner leben meist von Weberei und Spinnerei. Hier ist 1 k.k. Commerzial-Zollamt; der hiesige Maierhof ist zum Theile zeitlich verpachtet. Auf dem Gipfel des Falkenberges sind die Ruinen der Falkenburg, des ehemaligen Wohnsitzes der Besitzer von Gabel, welcher wahrscheinlich im 30jährigen Kriege zerstört wurde. In der Waldung am Hochwalde ist das einschichtige herrschaftliche Jähgerhaus Nummer Sechs genannt, wo zuweilen Scheibenschießen gehalten werden, zu welchem sich die Liebhaber sowohl aus den benachbarten Orten in Böhmen als aus Sachsen einfinden. Der Hochwald, der höchste Berg der Herrschaft, hat 2 Kuppen, wovon die eine der Ilmenstein, die andere der Johannesstein genannt werden; auf der ersteren steht ein Kreuz, welches die Gränze der Herrschaften Reichstadt und Gabel und des Königreiches Sachsen bezeichnet. Die Aussicht von dieser Kuppe sowohl nach Böhmen als nach Sachsen ist vortrefflich.

Zur Herrschaft Gabel gehören noch:

a) von dem herrschaftlich Wartenberger Dorfe Brüns 2 Häuser mit 13 Einwohnern,

b) von dem herrschaftlich Lämberger Dorfe Markersdorf 32 Häuser mit 168 Einwohnern.

Das Gut Laden,

welches dem ehemaligen Dominikanerkloster in Gabel gehörte, nach dessen Aufhebung es angekauft und der Herrschaft Gabel einverleibt wurde, wird noch als selbstständige Realität in der königlichen Landtafel fortgeführt (siehe oben); es besteht aus dem Dorfe

16. Laden, ½ Stunde nördlich von Gabel, hat 26 Häuser mit 165 Einwohnern, und ist nach Gabel eingepfarrt; dazu gehört die Ziegelhütte am Eisberge; der hiesige Maierhof ist zeitweilig verpachtet. Die übrigen Bestandtheile des Gutes Laden sind schon bei der Stadt Gabel erwähnt worden.

© für die Transkription: Olaf Freier, 2008 - Die Nutzung, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Erlaubnis gestattet.